Jazzclub Tonne

Eine Reise mit Nora Thiele und The Playfords von der frühesten Instrumentalmusik Europas über „Hits“ des 16. und 17. Jahrhunderts bis zu moderner Ambientmusik und Improvisation

Die Percussionistin und Multiinstrumentalistin Nora Thiele stellt Abgrenzungen zwischen Stilen und Epochen in ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder in Frage. Hochvirtuos als Solistin oder im Ensemble gelingt es ihr immer wieder, Kontinuitäten und Entwicklungen innerhalb einer Musikgeschichte des Rhythmus erlebbar zu machen. Ihre international gefeierten Konzert- und Vermittlungsprojekte gehen von der Überzeugung aus, dass Alte und Neue Musik einander im Moment des Musikmachens ganz unmittelbar nahe sind, findet klingende Musik doch immer im Jetzt statt.
Gemeinsam mit The Playfords schöpft Nora Thiele für ihr Carte Blanche-Konzert im Rahmen des HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFEST 2024 aus der Schönheit und dem Reichtum der europäischen Alten Musik, die auch Heinrich Schütz damals beflügelte. Seit über 20 Jahren ist die Beschäftigung mit Musik aus Mittelalter, Renaissance und Frühbarock und der Kunst der historischen Trommelbegleitung ein zentraler Aspekt ihrer Arbeit. In dieses einmalige Programm fließen wissenschaftliche und aufführungspraktische Erkenntnisse ein: Nora Thiele präsentiert Lieblingsstücke, die stark von Rhythmus und Tanz beeinflusst sind. Im Dialog mit The Playfords spannt sie einen Bogen aus der frühen abendländischen Musik über die Zeit Heinrich Schütz‘ bis in die Gegenwart – historisch informiert und immer auf der Suche nach der Entwicklungs- und Transformationsfähigkeit kulturellen Erbes in der Jetztzeit.

(Alte Musik)

Das HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFEST 2024 steht unter dem Titel „ungezähmt.kreativ.weiblich“ und richtet den Fokus auf die Künstlerinnen vor allem des 17. Jahrhunderts, auf die Sängerinnen, Instrumentalistinnen und Komponistinnen, sucht nach Spuren weiblicher Kunst- und Musikförderung und will zugleich den Blick auf Gegenwartskünstlerinnen richten – als Interpretinnen, Wissenschaftlerinnen und Komponistinnen.

Es eröffnet eine ganze Welt, schenkt man den schöpferischen Frauen im deutschen Sprachraum, in Italien, Frankreich und England zu Beginn der Moderne Gehör: scharfsinnig, kunstvoll, ungezähmt, auch nachdenklich, erschüttert und frustriert. Eine Zeit im Umbruch spiegelt sich in Musik und Dichtung sowie Malerei wider.
Die Entfaltungsmöglichkeiten der Zeitgenossinnen von Heinrich Schütz waren jedoch oft begrenzt und die Kulturgeschichte tat in nachfolgenden Jahrhunderten ihr Übriges, Zeugnisse weiblicher Kreativität der Frühen Neuzeit in dunkelste Schatten zu verbannen.

Als "artist in residence" ist Isabel Schicketanz mit ihrem Vokalensemble Ælbgut eingeladen, sich in Vielfalt und künstlerischer Meisterschaft diesem Thema zu nähern. Sie werden sechs Konzerte an allen Musikfest-Orten gestalten und in einer Quellenpräsentation in Kooperation mit der SLUB sowie in solistischen Kleinformen ganz unterschiedliche Zugänge zu altem und neuem Repertoire erlebbar machen.